Usuario:Virum Mundi/Taller/Residenzstadt

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Eine Residenzstadt ist ein urbanes Zentrum, das Sitz eines Monarchen oder Fürsten ist. Für die Aufrechterhaltung monarchischer Herrschaft musste die Macht gegenüber Untertanen und Gesandtschaften sichtbar werden. Diese Visualisierung von Macht spiegelt sich in der Architektur (beispielsweise in Form von Schlössern und öffentlich-repräsentativen Gebäuden), aber auch in symbolischen Handlungen wie Festen, Einzügen, Paraden und einem höfischen Zeremoniell wider. Eine Residenzstadt sollte die Ordnung und Dauerhaftigkeit der jeweiligen Herrschaft legitimieren.[1]

Bedeutung und Funktion[editar]

Die Bedeutung und Funktion der Residenzstadt wird bereits im Begriff selbst impliziert. Die Residenzstadt geht etymologisch auf den mittellateinischen Begriff Residentia zurück, was so viel wie Wohnsitz bedeutet. Das Wort Residentia hat wiederum seinen Ursprung im Verb residere, das mit dem Wort des Sitzen übersetzt werden kann. Mit der Residenzstadt ist also der Amtssitz eines Herrschers gemeint. Im Unterschied zur Hauptstadt muss die Residenzstadt jedoch nicht zwingend das unbestrittene politische, administrative, wissenschaftliche und kulturelle Zentrum eines Staates sein. Eine Residenzstadt zeichnet sich allein durch die Präsenz des Monarchen aus. Die Residenzstadt dient in erster Linie der Repräsentation von Macht. Wirtschaftlich können die Einwohner einer Residenzstadt vom Hof abhängig sein, ebenso kulturelle oder religiöse Institutionen. Die letzt genannten Merkmale stellen jedoch keine verpflichtenden Kriterien einer Residenzstadt dar.[2]

Eine Residenzstadt zeichnet sich laut Marc von der Höh durch eine „permanente“ und „ortsfeste Hofhaltung“ in einer Stadt aus. Eine nur kurzzeitige Anwesenheit des Herrschers und Hofes wie beim Reisekönigtum genügt nicht, um den Ort als Residenzstadt zu klassifizieren. An Gebäuden muss sich ein „abgegrenzter“ Regierungssitz sowie Funktionsbauten für den Herrscher und seinen Hof herausgebildet haben. Auch in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht müssen die Entwicklung von Stadt und Residenz eng miteinander verflochten sein.[3]

Residenzstädte waren bzw. sind in allen Kulturen üblich von Rom über Konstantinopel/Byzanz, Bagdad bis zu den Kaiserstädten Chinas, Kyōto und Tokio in Japan und Städten wie Tenochtitlan in der neuen Welt. Diese waren meist Wohnsitz der Dynastie, wurden aber bei Übernahme oder Eroberung der Reiche vom neuen Machthaber übernommen, um Rechtmäßigkeit und Kontinuität und auch einen neu erworbenen höheren Rang auszudrücken. Die Verlagerung der Residenzstadt eines Reiches war – außer im alten China, wo es eine religiöse Motivation gab – meist eine Frage der herabstufenden Rangordnung der Territorien in einem Reich.

Im europäischen Mittelalter existierten noch keine ortsfesten Residenzen. Der Herrscher zog vielmehr von Hoflager zu Hoflager. Das herrschaftliche Gefolge, das für die Hofhaltung und Verwaltung eines Territoriums verantwortlich war, wurde in Burgen, Städten und bei Königen auch in sogenannten Pfalzen untergebracht. Der Hof zog umher, da an verschiedenen Orten die Naturalabgaben der Bauern und die Geld- und Steuerabgaben der Städte eingetrieben werden mussten. Auch die Huldigung der Stände und die Rechtsprechung mussten vor Ort geschehen. Die Weiterentwicklung des Städtewesens und der Aufstieg der frühkapitalistischen Geldwirtschaft schufen jedoch im Spätmittelalter und dem Beginn der Frühen Neuzeit Voraussetzungen für Residenzstädte wie Prag, Wien und Dresden.[4]​ Neben der zunehmend im Tal gelegenen städtischen Hauptresidenz bildeten sich gelegentlich besuchte Sommerresidenzen wie Schloss Wilhelmsthal, Jagdschlösser wie Schloss Moritzburg und Landsitze wie Paretz im nahen Umland aus. Sowohl Sommer-, Jagd und Landresidenzen gehören nicht zu den Residenzstädten, da entweder eine urbane Siedlung fehlte oder die Anwesenheit des Herrschers von nur kurzzeitiger Dauer war.

Die neuen städtischen Residenzen lagen meist in den alten mittelalterlichen Hauptburgen der Städte (Hl. Römisches Reich: Hradschin in Prag, Wiener (Hof-)Burg; Frankreich: Louvre) oder in den innerstädtischen Palais (Stadthäusern) der Renaissancezeit. [[Datei:Schloss_Karlsruhe_und_Fächerstadt_2.jpg|vínculo=https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Schloss_Karlsruhe_und_F%C3%A4cherstadt_2.jpg%7Cminiaturadeimagen%7CDer fächerförmige Grundriss von Karlsruhe mit Schloss im Zentrum]] Im Zeitalter des Absolutismus, dem späten 17. und 18. Jahrhundert, verlegten viele Fürsten ihre Residenz vor die Tore ihrer alten Hauptstadt. Im Gegensatz zu den engen, häufig noch mittelalterlich geprägten Gassen der Städte musste auf dem Land keine Rücksicht auf die bestehende Bausubstanz genommen werden. Es war genügend Platz sowohl für die Anlegung großer Parkanlagen als auch für repräsentative Bauten vorhanden. Neue Vermessungsinstrumente ermöglichten einen planvoll, geordneten Ausbau der neuen Residenzstädte. Vorbild für alle europäischen Residenzstädte dieser Zeit wurde das vom französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. initiierte Bauprogramm in Versailles bei Paris. Von Schloss Versailles verlaufen drei zentrale Straßen strahlenförmig in Richtung Stadt. Diese Anspielung auf die Sonne sollte ausdrücken, dass der Monarch im Zentrum des Staates steht. Der nach Regeln der Symmetrie, Axialität und Zentrierung entworfenen Stadtgrundriss von Versailles spiegelte den Anspruch des Herrschers wider, eine göttlich inspirierte Ordnung zu vertreten. Auch in Deutschland entstanden barocke Planstädte wie Karlsruhe, Ludwigsburg bei Stuttgart, Ludwigslust bei Schwerin und Potsdam bei Berlin.[5]

Die Einwohner einer Residenzstadt entwickelten durch ihre relative Nähe zum Monarchen, seiner Regierung und Behörden häufig politisches Bewusstsein. Mit Demonstrationen, Massenversammlungen und Tumulten konnten sie aktiven Einfluss auf die Politik der Herrscher ausüben.[6]

  1. Hans Ulrich Thamer: Alltag in Berlin. Das 19. Jahrhundert. Elsengold, Berlin 2017, ISBN 978-3-944594-75-0, S. 59.
  2. Mirko Novák: Herrschaftsform und Stadtbaukunst. Programmatik im mesopotamischen Residenzstadtbau von Agade bis Surra Man Ra'a. Saarbrücken 1999, S. 56–57.
  3. Marc von der Höh: Zur Einleitung, in: Symbolische Interaktion in der Residenzstadt des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, hg. von Gerrit Deutschländer/Marc von der Höh/Andreas Ranft, Berlin 2013, S. 9–26, hier: S. 11.
  4. Karl Czok: August der Starke und seine Zeit. Kurfürst von Sachsen, König in Polen. Piper. München 2006, ISBN 3-8289-0574-9, S. 10.
  5. Karin Stober: Sonne, Staat und Spinne. Der Karlsruher Plan vom Jagdstern bis zum Sportpark. In: Karl Wilhelm 1679–1738: Markgraf von Baden-Durlach. Hirmer, München 2015, S. 121.
  6. Manfred Gailus: Straße und Brot. Sozialer Protest in den deutschen Staaten unter besonderer Berücksichtigung Preußens 1847–1849. Göttingen 1990, S. 96.